Published on März 24th, 2018 | by DJ LUKE
0Volle Kontrolle? – Alles rund um DJ-Controller!
„Ein Neueinsteiger berichtet über Controller und darüber wie toll die sind? Der kann wahrscheinlich eh nichts!“ – So oder so ähnlich dürfte es meist anfangen, wenn eine Gruppe von eingesessenen Vinyl-DJs (auch gerne als Plattennazis bezeichnet) beginnt, über die DJs von heute zu reden.
Aber warum sind Controller bei einigen alten Hasen derart in Verruf? Um das zu beantworten gehe ich auf die technischen Grundlagen von DJ-Controllern ein und erkläre euch, was einen Controller zum Beispiel von den allseits bekannten CDJs oder XDJs unterscheidet (der Unterschied zu Plattenspielern ist dagegen ja offensichtlicher). Welche Vor- und Nachteile bieten DJ-Controller gegenüber anderen Setups? Dies und einige weitere Informationen gibt’s in diesem Beitrag. Los geht’s!
Eine Tastatur fürs DJing!
Alle Handelsüblichen DJ-Controller teilen eine Gemeinsamkeit. Es handelt sich bei allen Geräten mindestens einmal um einfache MIDI-Controller. Sie werden über USB an einen Computer angeschlossen und werden benutzt, um bestimmte Funktionen in einer Software zu bedienen. Diese Funktionen sind auch ohne den Controller vorhanden und können, zumindest theoretisch, auch mit der Maus oder Tastatur bedient werden. Ein Controller dient also der einfachen und schnellen Bedienung einer Software.
Je nach Preis und Ausstattung eines Controllers verfügen diese in den meisten Fällen noch über eine Soundkarte. Diese ist oft hochwertiger, als die im Laptop verbaute Soundkarte. Je weiter man der Preisskala entlang nach oben läuft, desto Qualitativ hochwertiger werden die verbauten Soundkarten und desto größer wird der Funktionsumfang (ist ja auch irgendwie logisch…).
All-In-One Gerät vs. Einzelgeräte
Anders als bei einem Controller besteht z.B. ein CDJ-Setup nicht aus einem großen Gerät, sondern mehreren Einzelgeräten. Diese werden dann im Rahmen des Aufbaus miteinander verkabelt und jeweils einzeln an Strom angeschlossen. Was ist also der Unterschied, zwischen den Folgenden Setups?
Das linke Gerät (Pioneer DDJ-SZ) muss mit einem PC verbunden werden, da es sich um einen Controller handelt. Das rechte Setup (CDJ 2000 Nexus 2, DJM 900 Nexus 2) ist ein Stand-Alone-Setup. Dieses kann ohne einen PC betrieben werden und anstelle dessen Musik von USB-Sticks und CDs lesen.
Money, Money, Money…!
Schlucken wird man, sobald man auf das Preisschild schaut. Das Nexus 2 Setup (rechts) ist mit ca. 6900€ mehr als 5000€ teurer, als der DDJ-SZ (links). Selbst bei Einbezug eines ausreichenden Notebooks On-Top zum DDJ-SZ beträgt die Differenz noch mehr als 4000€. Dieser Preisunterschied wird noch bemerkenswerter, wenn man feststellt, dass der DDJ-SZ über wesentlich mehr Funktionen verfügt, sofern man ihn (wie ich selbst auch) mit Serato DJ betreibt. Die in meinen Augen relevantesten Features sind dabei die acht Pads pro Deck, insgesamt vier nutzbare Decks (statt nur zwei), deutlich mehr Effekte, ein integriertes DVS (Digital Vinyl System), VJing (DJing mit Videos) und Spielereien wie Flip (eine Art Cue-Point-Sequencer) und Sampler. Um mir diese Funktionen am Nexus 2 Setup zu ergänzen, benötige ich neben einem noch pralleren Geldbeutel für neue Geräte dann auch einen PC, um das DVS zu betreiben.
Für mich ausreichend Gründe, den Controller vorzuziehen. Eine geringere Absturzgefahr für tausende Euro zu erkaufen, halte ich persönlich für totalen Quatsch, besonders weil MacBooks als meist verwendete DJ-Laptops sehr stabil laufen.
Nur bei den ganz Großen?
Wer jetzt glaubt, dass die genannten Punkte nur auf einige wenige DJ-Controller zutreffen, der irrt. Mittlerweile gibt es einige Geräte im Preissegment unter 1000€, die alle oder zumindest viele der genannten Features unterstützen. Mit anderen Worten: Der Einstieg in den vollen Funktionsumfang des DJing ist mittlerweile nicht mehr teuer. Hier lässt sich direkt der Bogen zur anfangs genannten Aussage schließen.
Muss ein DJ noch etwas können?
Durch kostengünstige Controller wird der Einstieg ins DJing leichter als früher. Die Kosten für Equipment sind verhältnismäßig gering und technische Helfer nehmen einem auf Wunsch viel Arbeit ab. Gerade letzteres wird in Diskussionen immer breit getreten und von Vinyl-Only-DJs genutzt um ihren Unmut über die Entwicklung des DJings zu äußern. Angeführt wird das ganze immer durch die Diskussion um den SYNC-Button, welche ich hier jetzt keinesfalls ausufern lassen will. Oft werden diese Funktionen als Untergang des DJings bezeichnet, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.
Doppelmoral…?
Interessant ist dabei allerdings zu beobachten, dass die SYNC-Debatte immer nur im Rahmen von Controllern geführt wird. Spricht man über ein CDJ-Setup scheint das Thema kein Gewicht zu haben, auch wenn CDJs die SYNC-Funktion seit 2012 integriert haben (unter dem Namen Master-Tempo). Ich lehne mich noch weiter aus dem Fenster und sage, dass ich bisher keinen DJ gesehen habe, der mit CDJs auflegt und den SYNC und Quantize deaktiviert hat. Mit diesen beiden Funktionen muss man beinahe gar nichts mehr tun, um einen sauberen Übergang zu machen. An der passenden Stelle auf Play drücken ist da wirklich das einzige, vielleicht noch die Bässe rausdrehen, mehr nicht.
Es scheint also okay zu sein den SYNC bei Equipment zu verwenden, welches kleinwagenähnliche Preise hat, während es bei Geräten unter 2000€ verpönt ist. Doppelmoral vom allerfeinsten.
Technische Hilfen für mehr Zeit!
Ich selbst betrachte das Thema SYNC von einer anderen Seite als viele DJs es tun. Die Funktion erspart einem in erster Linie Zeit. Zeit die man für andere Dinge nutzen kann. Die entscheidende Frage ist natürlich, für was man die frei gewordene Zeit dann tatsächlich nutzt. Man könnte mit Samples arbeiten, weitere Tracks auf Decks laden und Live als Mashup spielen, die Möglichkeiten sind sehr weitläufig, sofern man kreativ ist. Wie sieht es aus mit setübergreifenden Tempoveränderungen? Schon mal auf mehr als 2 Decks die Geschwindigkeit simultan um einige BPM erhöht? Ohne Sync beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Ihr seht schon, die Funktion hat ihren Sinn und Zweck, für den sie auch genutzt werden möchte. Die meisten nutzen die Zeit allerdings um sich die nächste Vodka-Bull-Mische reinzukippen, damit der Pegel konstant bei über ein Promille bleibt. In meinen Augen eher… naja, urteilt am besten selbst.
Gibt es auch Nachteile?
Ich habe jetzt viele Worte darüber verloren, was Controller können, was CDJs nicht können. Einige wenige Vorteile bieten die Geräte dennoch, die ich hier nicht unterschlagen möchte.
Die Pioneer CDJs sind weltweit Clubstandard. Jede Location wird Pioneer-Player irgendeiner Art im Lager stehen haben. Im Umkehrschluss heißt das, dass man sein eigenes Equipment nicht mitschleppen muss. Hat man eine vorbereitete Library auf einem USB-Stick, so kann man damit an allen Geräten direkt loslegen. Als Controller-Nutzer bedeutet dies im Umkehrschluss, dass man seinen Controller immer in den Club mitnehmen muss.
Was passiert, wenn das Gerät einen Defekt hat? Bei Einzelgeräten kann man in einer solchen Situation einfach das betroffene Gerät on-the-fly austauschen und durch ein anderes ersetzen. Bei einem Controller kommt man um eine vollständige Reparatur nicht herum. Und wie wir alle wissen – Support ist immer nervig und zeitintensiv.
Abschließende Worte?
Ihr habt in meinem Beitrag jetzt einiges über die Vor- und Nachteile von DJ-Controllern gehört. Vielleicht konnte ich euch ja auch mit einer Perspektive an die Diskussion heranführen, die ihr bisher nicht kanntet oder auch gar nicht bedacht hattet. Wenn ihr noch mehr über DJ-Controller an sich erfahren möchtet und ihr überlegt das DJing anzufangen, empfehle ich unsere Reihe Du willst als DJ starten?. Bleib dran Bro, die Beitragsreihe wird aktuell aufgebaut!